Totenfang by Simon Beckett

Totenfang by Simon Beckett

Autor:Simon Beckett [Beckett, Simon]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783644218314
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2016-09-22T17:00:00+00:00


Ich parkte auf der kiesbestreuten Fläche direkt vor dem Fußweg, der durch das Birkenwäldchen führte. Es war dunkel hier draußen, dunkler als am Bootshaus. So abgelegen mein Domizil auch war, es lag ein ganzes Stück näher am Mündungsgebiet und bekam noch ein paar Lichtreflektionen von den umliegenden Ortschaften ab. Hier draußen gab es nur den Fluss und die Backwaters, und an einem mondlosen Abend wie diesem war die Dunkelheit beinahe absolut.

Zwischen den kahlen Ästen der Birken hindurch drang vage die Außenbeleuchtung des Hauses, aber von so weit entfernt, dass die Dunkelheit ringsum eher noch betont wurde. Ich benutzte die Taschenlampenfunktion meines Telefons, um mich zu orientieren, bis ich so nah am Haus war, dass ich sie nicht mehr brauchte. Ich schaltete die Lampe aus und trat im gleichen Moment aus dem Wäldchen, als Jamie um die Hausecke bog. Er wirkte völlig in sich versunken, und auf seinem Gesicht lag ein Stirnrunzeln. Ich trat aus den Schatten.

«Hi», sagte ich.

Er machte einen Satz nach hinten und riss den Kopf in die Höhe. «Scheiße!»

«Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.»

«Klar, nein, ich war nur …»

Er wirkte durcheinander und verlegen. «Dein Dad hat mich zum Abendessen eingeladen.»

«Ach so. Er ist im Haus.»

Er ging an mir vorbei. «Warte mal kurz», sagte ich. «Ich konnte mich noch gar nicht dafür bedanken, dass du mein Auto repariert hast», sagte ich. «Du hast da einen echt tollen Job gemacht.»

Er zuckte mit den Schultern. Es war ihm sichtlich unangenehm. «Schon okay.»

Da er sich offensichtlich nicht unterhalten wollte, nahm ich den Umschlag mit dem Geld aus der Tasche, das ich am Automaten geholt hatte, und streckte es ihm entgegen.

«Hier. Ich hoffe, das reicht für deine Bemühungen.»

Jamie musterte den Umschlag mit finsterem Blick. «Was ist das?»

«Ich möchte meine Schulden bezahlen.»

«Ich will kein Geld.»

«Das hätte ich in einer Werkstatt auch bezahlt. Wahrscheinlich mehr», fügte ich hinzu und dachte an Coker. «Wenn du im Herbst auf die Uni gehst, wirst du das Geld brauchen können.»

Er kniff die Lippen zusammen. Selbst in dem schwachen Lichtschein der Außenbeleuchtung war die Ähnlichkeit mit seinem Vater nicht zu übersehen.

«Ich gehe nicht auf die Uni.»

Da hatte sein Vater zwar etwas anderes gesagt, aber Jamie wäre nicht der erste Teenager, der mit seinen Eltern hinsichtlich seiner Zukunftspläne nicht einer Meinung war. In diese Auseinandersetzung würde ich mich jedenfalls nicht einmischen. «Na ja, dann nimmst du es eben für eine Auszeit. Oder wofür auch immer. Es ist nicht viel, aber vielleicht hilft es dir.»

«Ich habe doch schon gesagt, ich will kein Geld.» Sein Tonfall war barsch, und ehe ich noch etwas sagen konnte, ging er in Richtung Parkplatz davon.

Ich stand mit dem Umschlag in der ausgestreckten Hand da. Na, das lief ja super. In der Hoffnung, dass Rachel oder sein Vater das Geld für ihn entgegennehmen würde, steckte ich den Umschlag wieder ein, stieg die Stufen hoch und klopfte.

Trask öffnete mir. Er sah mich ausdruckslos an, und ich fragte mich, ob er die Einladung zum Abendessen vergessen hatte.

«Ich bin doch nicht zu früh, oder?», fragte ich in der Hoffnung, ihm damit einen Wink zu geben.



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